„Integration in meinem Arbeitsalltag“ ist am Dienstagnachmittag das Thema am Runden Tisch im Neuen Schloss gewesen, zudem die Integrationsbeauftragte der Stadt Tettnang, Brigitte Ganzmann, Bürger mit und ohne Migrationshintergrund, Ehrenamtliche, Vertreter aus Kirche, Politik, Industrie, Schule und Behörden zum Erfahrungsaustausch eingeladen hatte. Brigitte Ganzmann startete den Nachmittag mit einer Vorstellungsrun-de der Gäste. Bernhard Bentele, Leiter Personalentwicklung und Ausbildung bei der Firma ifm, sprach über Flüchtlinge in seinem Unternehmen. Ehrenamtliche, die schon seit 2015 die geflohenen Menschen unterstützen, brachten ihre vielfältigen Erfahrungen und Ideen ein. Pfarrer Rudolf Hagmann berichtete über Anfragen, die vorrangig Wohnung und Arbeit betrafen. Er versuche, auch für die gesellschaftliche Seite, die viele Ängste erkennen ließe, ein offenes Ohr zu haben. Jeder siebte Tettnanger besitze keine deutsche Staatsangehörigkeit, informierte Brigitte Ganzmann die Teilnehmer. Der größte Teil dieser Menschen stamme aus Europa, dann folgten Asien, Afrika und Amerika. 359 Personen leben aktuell als Flüchtlinge in Tettnang, 40 Personen wird Tettnang in diesem Jahr noch aufnehmen. Wie hat das Thema „Integration“ meinen Arbeitsalltag verändert? Diese Frage beantwortete eine Standesbeamte, ein Polizist und ein Schulsozialarbeiter. Standesbeamtin Lisa Oppolzer hatte über gravierende Veränderungen zu berichten. Hochzeiten und Sterbefälle seien die einfachen Dinge, die zu erledigen seien. Über 600 Geburtsbeurkundungen pro Jahr mit 40 Prozent Auslandsbeteiligungen seien sehr schwierig zu bewerkstelligen, da die Identitätsklärung durch das Fehlen von Papieren manchmal fast unmöglich sei. Die Zusammenarbeit mit der Ausländerbehörde sei problematisch und es fehlten vereidigte Dolmetscher. Auch die laufenden Gesetzesänderungen in den anderen Ländern würden die Situation verschärfen. Deshalb zögen sich die Vorgänge in die Länge und lösten bei allen Betroffenen Unmut aus. Betrugsdelikte, auch im Internet, vorrangig gesteuert aus Ost-europa, Streitigkeiten und Abschiebungen seien die Hauptthemen, mit denen sich die Ordnungshüter in der Region befassen müssen, so Polizist Stephan Link. Probleme in den Tettnanger Unterkünften gebe es keine und die Kriminalität sei nicht an-gestiegen. Auf die Frage, wie die Akzeptanz der Polizei von den Flüchtlingen sei, meinte Stephan Link, dass es da keine Probleme gebe.
„Kultur, Sprache, Geschlechterrollen, Erlebnisse und das Zuhause, keiner wusste Bescheid und die Aufregung war groß“, so schilderte Frank Fussenegger von der Schulsozialarbeit die An-fänge im Jahr 2015. Gemeinsam mit den Lehrern von der Schiller- und der Uhlandschule wurden Regeln und Lösungen erarbeitet, wie beispielsweise freundlicher Umgang miteinander und vor allem, Deutsch zu sprechen, – was gut gelungen ist. „Doch jede Flüchtlingsfamilie muss ihre eigenen Erlebnisse verarbeiten und braucht Zeit, hier zu verwurzeln, deshalb muss man behutsam sein“ sagte Dorothea Fünfgeld, die in der Schillerschule Flüchtlingskinder unterrichtet und sich für die Mädchen stark macht.